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Concertreview Iman Spaargaren beim Tatort Jazz NRWjazz.net


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Iman Spaargaren beim Tatort Jazz |

Von Amsterdam nach Bochum

Text & Fotos: Heinz Schlinkert

Bochum, 03.06.2022 | Zum letzten Tatort Jazz Konzert vor den Sommerferien ist heute im Bahnhof Langendreer Iman Spaargaren eingeladen. Er kommt aus Amsterdam und hat 10 eigene Kompositionen mitgebracht. Iman macht einen recht bescheidenen Eindruck, doch er hat allerhand zu bieten.

Pandemiebedingt sind viele Konzerte zurzeit schlecht besucht. Aber die Konzerte von Milli Häusers Tatort Jazz sind meist ausgebucht, manche könnten auch gut zweimal stattfinden. Das liegt sicher an der engen Beziehung zwischen Milli und dem Publikum, denn Milli kennen sie alle. Auch der konsequente Umgang mit den Corona-Regeln schafft Vertrauen und last not least steht die Tatort Jazz Hausband für Qualität. Mag dazukommen wer will, da kann nicht viel schiefgehen.

Dazu kommt heute am 1. Juni Iman Spaargaren und das ist wirklich ein Glücksgriff. Schon vor 6 Jahren hat er hier mit dem Vibraphonisten Tony Miceli gespielt. Heute beginnt das Konzert mit Alejandro und - wie viele der folgenden Stücke - mit einem langen Solo auf dem TenorSax. Iman spielt sehr melodisch, was ihn nicht daran hindert öfter mal die Tonart zu wechseln. Und wie bei allen Stücken sind Matthias Dymke am Piano und Alex Morsey am Bass mit eigenen Soli dabei. Uwe Kellerhoff an den Drums hat die kleinen Splash-Becken für sich entdeckt und setzt deren hellen Klang gezielt ein.

Imans Stücke haben fantasievolle Namen wie Damokles Plan B und Invokation für Toleranz. Der Waltz für Hermann Hesse klingt nicht wie ein Walzer, steht aber im 3/4-Takt und ist bei einem Tanz zu Gedichten von Hesse entstanden. Wo das TenorSax ruhig melancholisch begonnen hat, führt das Piano in schnellem Tempo weiter. Das kann auch mal andersherum laufen, z. B. bei Flow, wo Matthias Dymke ein Solo hauptsächlich auf den tiefen Pianotasten spielt.

Mit Monsieur Toubab geht es weiter. Toubab bedeutet in Wolof, der Sprache im Senegal, in etwa ‘Gringo’. Kein Wunder also, dass hier auch afrikanische Rhythmen zu hören sind. Nach einem imposanten langen Sax-Solo steigt die Band voll ein. Nach vielen weiteren Soli klingt das Stück mit einem Schlagzeugsolo recht rockig aus. Das Publikum ist begeistert.
Ein weiterer Höhepunkt ist ein Solo von Alex Morsey, als dieser bei Invokation für Toleranz mit dem Bogen seinen Basss so bearbeitet, dass man meint, man höre ein Tier – vielleicht einen Bär? - sprechen.

Mit House of the Lake - Haus am See gehts weiter, aber es ist nicht der Song von Peter Fox gemeint. Iman erzählt, dass er diesen deutschen Hit gar nicht kannte, sein Stück “sounds completely different”, stimmt.Es ist dabei immer wieder erstaunlich, wie intensiv auch die drei Musiker der Tatort Jazz Hausband zusammenspielen, besonders wenn ein Solist sachte begleitet wird und die anderen Musiker dessen Ideen auf dem eigenen Instrument aufnehmen. Als Zugabe erklatscht sich das Publikum Sly Fly, ein Stück, das Iman mit seiner Band EyeMan All Stars auf seinem letzten Album veröffentlicht hat. (s.u.)



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